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Im Herbst 2018 hat Swiss Art Research Infrastructure (SARI) eine breit angelegte Umfrage zu Referenzdaten im Bereich Kunst- und Architekturgeschichte sowie verwandten Disziplinen durchgeführt. Die Umfrage richtete sich an sich Hochschulen, Forschungsinstitutionen, Museen, Sammlungen, Archiven und vergleichbaren Institutionen aus dem Kulturbereich in der Schweiz.
Geantwortet haben rund 250 Personen vorwiegend aus Hochschulen, Museen und Forschungsinstitutionen, aber auch aus der Denkmalpflege und anderen Bereichen. Die meisten Rückmeldungen kamen von wissenschaftlichen Mitarbeitenden (49%) und Personen in leitender Position (38%).
Digramm 1: Diese Berufsfelder waren in der Umfrage am meisten vertreten.
Diagramm 2: Folgende Funktionen und Tätigkeiten der Umfrage-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer waren vertreten.
Die meisten Umfrage-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer arbeiten mit Referenzdaten, dies vor allem für Werke (61%) und Schlagworte (57%). Auch für Personen und Körperschaften arbeiten mehr als die Hälfte der vertretenen Institutionen mit Referenzdaten (52%), während im Bereich Geografie und Ikonografie Thesauri bisher eher wenig genutzt werden.
Aufschlussreich sind die Quellen der verwendeten Referenzdaten. Rund 75 Prozent der angefragten Personen arbeiten mit Terminologien und Normdatensätzen, die innerhalb der eigenen Institutionen und mit eigenen Ressourcen erarbeitet worden sind. Bei den externen Referenzdatenquellen habe sich hingegen klare Favoriten herausgebildet:
Für Werke werden hauptsächlich folgende Referenzdaten benutzt:
- Wikipedia: 32%
- Gemeinsame Normdatei (GND): 26%
- Wikidata: 12%
- Library of Congress Authorities: 12%
Für Personen und Körperschaften:
- SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz: 65%
- Historisches Lexikon der Schweiz: 47%
- Gemeinsame Normdatei (GND): 35%
Für Geografika:
- Gemeinsame Normdatei (GND): 25%
- Geonames: 16%
- Getty Thesaurus of Geographic Names (TGN): 13%
Für Ikonografie:
- Iconclass: 40%
- Wikipedia 29%
- Getty Iconography Authority (IA): 12%
Für Schlagworte:
- Art and Architecture Thesaurus (AAT): 15%
- Gemeinsame Normdatei (GND): 14%
- Wikipedia: 14%
- andere, gedruckte Quellen: 14%
Zu den Gründen, weshalb keine Referenzdaten verwendet werden, wurden verschiedene, differenzierte Angaben gemacht. An erster Stelle stehen mangelnde Ressourcen, das Fehlen von geeigneten Referenzdaten, deren mangelnde Vollständigkeit oder Nutzbarkeit sowie nicht zuletzt auch fehlende Übersicht über mögliche Referenzdaten und deren Nutzungs- und Vernetzungsmöglichkeiten genannt.
Im Fokus der Umfrage stand insbesondere der Art and Architecture Thesaurus (AAT). Auffallend ist, dass der AAT in der Schweiz weitgehend unbekannt ist. 65% der befragten Personen kannten diesen Thesaurus nicht, während 10% den AAT kennen und auch verwenden. Jede/r vierte/r der Befragten kannten den AAT, verwenden ihn jedoch nicht.
Diagramm 3: Die meisten der befragten Personen kannten den AAT nicht. 25 Prozent kannten den Thesaurus, aber verwenden ihn nicht und 10 Prozent der antwortenden Personen benötigen ihn bei ihrer Arbeit.
Drei Viertel aller befragten Personen würden den AAT verwenden, wenn die Bezeichnungen der Begriffe in ihrer jeweiligen Sprache zur Verfügung stehen würden. Im Zentrum stehen dabei folgende Voraussetzungen und Wünsche:
Diagramm 4: Diese Teilbereiche des Thesaurus' haben die Befragten am Wichtigsten eingeschätzt (in Prozent).
Diagramm 5: Diese Eigenschaften des Art and Architecture Thesaurus wurden in der Umfrage am Wichtigsten eingeschätzt.
Die Umfrage zeigt klare Bedürfnisse im Hinblick auf die Nutzung von Referenzdaten auf:
Mehrsprachigkeit
Referenzdaten müssen mehrsprachig sein und in allen Landessprache vorliegen, damit sie sinnvoll für bestehende und zukünftige Forschungs- und Sammlungsdaten genutzt werden können. Dies gilt insbesondere für Thesauri im Bereich Fachbegriffe/Schlagworte/Konzepte, wie dem AAT.
Wissenschaftlichkeit und Erweiterbarkeit
Zentrales Kriterium für den Einsatz von Referenzdaten ist deren Wissenschaftlichkeit, bei gleichzeitiger Erweiterbarkeit. So müssen Referenzdaten wissenschaftlich belegt und nachprüfbar sein. Zudem müssen sie im Hinblick auf spezifische Forschungsfragen und Sammlungskontexte erweiterbar sein.
Zugänglichkeit und Vernetzbarkeit
Nicht weniger entscheidend sind die Vernetzbarkeit und Zugänglichkeit von Referenzdaten. So braucht es mehr Konkordanzen zwischen verschiedenen Referenzdaten, aber auch die Möglichkeit, die genutzten Referenzdaten miteinander vernetzen zu können.
Die Umfrage hat eindeutige Mängel und Bedürfnisse aufgezeigt. SARI wird daher in folgenden Gebieten aktiv werden:
Ein von SARI geplantes Übersetzungsprojekt möchte ausgewählte Begriffe aus dem Art and Architecture Thesaurus (AAT) ins Deutsche, Französische und Italienische übersetzen. Damit wird der AAT – ein in der globalen Community der Katalogisierung von Objekten in zeitgenössischen und kulturhistorischen Sammlungen weit verbreiteter Thesaurus – auch hierzulande nutzbar.
Der von SARI in Entwicklung befindliche Referenzdaten-Service soll es Institutionen ermöglichen, eigene Termini in bestehende, mehrsprachige Thesauri zu integrieren und sie so anderen Akteuren wiederum öffentlich und kostenlos zugänglich zu machen. Somit können spezialisierte, lokale Thesauri einzelner Institutionen für eine grössere Forschungsgemeinschaft und zur Nutzung durch andere Institutionen geöffnet werden.
An einer Informationsveranstaltung am Freitag, 25. Januar 2019, 10.15–12.30 Uhr, wird SARI diesen Thesaurus und seine Nutzung vorstellen und mögliche Kooperationen und Übersetzungsprojekte besprechen. Anmelden können Sie sich unter folgendem Link: http://bit.ly/sari-reference-data-event
Für Fragen, Auskünfte und allfällige Kooperationsinteressen schreiben Sie uns bitte eine Nachricht an:vocab@swissartresearch.net